Öhringen - Konkurrenz belebt das Geschäft, heißt es in der Wirtschaft. Das scheint auch im Konzertbetrieb zu gelten, wie im Öhringer Musikleben zu spüren ist. Mit klugen Terminabsprachen freut das alle Musikfreunde. Jetzt lud das Hohenloher Krankenhaus in seinen Kastellsaal ein, um ein weiteres Mal Franz Liszts 200. Geburtstag zu feiern. Gast war Sven Bauer aus Schwäbisch Hall, der mit seinen 22 Jahren schon über ein erstaunliches Repertoire verfügt. Professor Uwe Reinhardt führte durchs Programm und wies unter dem Motto "Musik und Medizin" auf Liszts unverwüstliche Gesundheit hin, der sechs Stunden üben konnte, ohne an Gelenken oder Psyche Schaden zu nehmen.
Mystisch
Liszts "Sposalizio" (Vermählung) bezieht sich auf ein Gemälde Raffaels, das Maria und Josef mit einem Priester vor einem romantischen Tempel zeigt. Die Musik zeichnet sowohl die mystische Entrücktheit als auch Glockenklänge und brausende Oktaven in ätherischen Harmonien nach. Nachdenklich, mit einer offenen Frage klingt der Schluss aus. Ein anderer Zyklus enthält "Funérailles" (Totenfeier). Wuchtige, schmerzhafte Akkordschläge drücken Verzweiflung aus, dann folgt ein Trauermarsch mit dramatischer Zuspitzung. Lyrische Einschübe unterbrechen das virtuose Spiel des jungen Künstlers. Er spielt locker, mit souveräner Grifftechnik und entlockt dem Kawai-Flügel wunderbare Klangfarben.
Wer Sven Bauers Wiedergabe von Richard Strauss’ Stimmungsbildern op. 9 erlebt hat, fragt sich, warum dieses Opus mit Naturbildern und einer Träumerei so gering geachtet wird. Cantabel und anmutig klingt das erste, während eine unruhige Mittelstimme mit dem rechten Daumen "An einsamer Quelle" durchzieht. Das Intermezzo ist eine Humoreske mit besonderen technischen Anforderungen, die er blendend meistert.
Versonnen
Auch Robert Schumanns Humoreske op. 20 gehört zu den selten gespielten Werken. Neu ist die Form, eine ungebundene Aneinanderreihung von Stücken, die sich gelengentlich aufeinander beziehen. Versonnen ist der Anfang, dann kapriziös. Wilde virtuose Ausbrüche wechseln mit ruhigen und liedhaften Episoden. Extreme manuelle Finessen birgt eine Toccata. Eine weitere Überraschung bildet ein Marsch, dessen Thema immer wieder durch Pausen durchlöchert wird, bis es erstirbt.
Liszts Ungarische Rhapsodie Nr.12 cis-moll stand am Schluss. Die zigeunerischen Melodien haben Liszt sein Leben lang beschäftigt. Vor allem die orientalische Zigeunertonleiter versprach koloristische Reize. Mit orchestraler Klangfülle gab Bauer dem Pathos Ausdruck. Die balladeske Musik erzählt ihre eigene Geschichte und gipfelt in wahrer Raserei. Bauers Oktavpassagen, seine Melodie-Triller und all der andere Zauber klangen einfach atemberaubend.
Zwei Zugaben beendeten das außergewöhnliche Konzert.
Südwestpresse | Haller Tagblatt, 06.10.2011
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Kronjuwelen der Haller Musikkultur
Sven Bauer und Haller Sinfonieorchester begeistern in Hall und Gaildorf
"Da war ein strahlender Spätsommertag - so ein Tag, an dem einen nichts drinnen hält – und trotzdem war die Hagenbachhalle bestens gefüllt. Denn inzwischen haben die Haller zum siebenten Mal erfahren, dass man Benjamin Lack und das Sinfonieorchester nicht auslassen sollte. Schon gar nicht dann, wenn mit Sven Bauer ein Sohn dieser Stadt mitwirkt, der trotz seiner Jugend bereits zu den Klaviervirtuosen zählt.Da war das a-Moll-Konzert, jener stete Wechsel zwischen dem stürmischen Florestan und dem träumerischen Eusebius, den beiden Figuren der Schumannschen Seele und gleichzeitig auch ihr Ringen miteinander. Letztlich auch das Ringen um Clara Wieck und Schumanns ständiger Kampf gegen die Philister seiner Zeit. Da war vom ersten Akkord an ein unglaublich fein phrasiertes Spiel des Pianisten Sven Bauer mit weitgespannter Agogik, ein Sich-Versenken und Wieder-Aufbäumen, um dann immer wieder auf ein zügig-frisches Grundtempo zurückzukehren. Perfekt!Da war diese unendlich singende Melancholie eines dürren Frosttages und gleich darauf ein heiter perlendes "Glückes Genug". Und da war vom ersten Akkord an ein gegenseitiges Geben und Nehmen der Themen, die perfekt gestaltete Übergabe zwischen Solist und Orchester, etwa im zweiten Satz mit seinem fast Mendelssohnschen Impetus.Da waren ganz hervorragende, träumerisch hervortretende Holzbläser und ein wundervolles Pianissimo der Streicher. Und eben ein Sven Bauer, der Schumanns Seele völlig verstanden zu haben scheint. Für den anhaltenden Beifall dankte der Solist mit einem bezaubernden, kurzen Prélude von Anatolij Ljadow (1855-1914).“
Backnanger Kreiszeitung, 03.09.2011
Internationale Klavierakademie Murrhardt 2011
“Sven Bauer aus Schwäbisch Hall, der voriges Jahr den Publikumspreis gewonnen hat, studiert in Frankfurt. Da die Klavierakademie aber vor der heimatlichen Haustüre stattfindet, ist er ein klassischer Wiederholungstäter, es ist sein siebtes Akademiejahr. Der 22-Jährige hat sich für die Stimmungsbilder op. 9 von Richard Strauss entschieden. Bauer gestaltet die fünf unterschiedlichen Stücke – auf stillem Waldespfad, an einsamer Quelle, Intermezzo, Träumerei und Heidebild – mit viel Sinn für die Poesie der Natur- und Gefühlsgemälde. Suchend, fast schüchtern, wechseln sich fragende mit zart antwortenden Sequenzen ab, ist die Quelle neben den feinen Melodieelementen musikalisch präsent. Nimmt das Intermezzo die Bewegungen und schnellen Läufe bis zu einem ironischen Zwinkern auf, so versinkt der Zuhörer sprichwörtlich in der Träumerei, bei der Bauer zurückhaltend spielt und wieder zarte Töne anschlägt. Beim abschließenden Heidebild ist man fast dankbar für die tiefen Glocken- oder Turmschläge und rhythmusgebenden Elemente sowie die perlenden, kleinen Ausbrüche.“
Südwestpresse | Rundschau Gaildorf, 12.04.2011
Leidenschaft für den Klang
Als wunderbar aufeinander abgestimmtes Duo waren die Gaildorfer Violinspielerin Katharina Buck und der Haller Pianist Sven Bauer am Samstagabend beim Schlosskonzert im Wurmbrandsaal zu erleben.
Klanglich sicherlich das spannendste Ergebnis dürfte beim Konzert von Katharina Buck und Sven Bauer Fazil Says Violinsonate gewesen sein. Ausdrucksstark wurde in den Ecksätzen das melancholische Thema des "Andante misterioso" ausgebreitet. Ein leicht präpariertes Klavier verlangte der im Scherzo-Charakter angelegte zweite Satz. Spannungsreichtum ohne Ausbrüche ließ sich dabei verzeichnen.Scharfe Akzente wurden in die wilde Bewegtheit des Perpetuum mobile mit seiner durchaus bruitistischen Extrovertiertheit gesetzt - im Bruitismus werden Geräusche verwendet. Dadurch wirkte der folgenden Andante-Satz umso inniger. Mittels Saiten-dämpfung durch die linke Hand erreicht Say eine Nachahmung des Saiteninstrumentes Oud, die Sven Bauer wunderbar gesanglich wirken ließ.Dass danach Edvard Griegs Sonate in c-Moll op. 45 immer noch in all ihrem aufgewühl-ten Pathos wirken konnte, war der zupackenden und auf Kontraste setzenden Interpre-tation verdanken. Sven Bauer und Katharina Buck zeigten sowohl Sinn für dramatische Passagen als auch für kantable, die in der Gegenüberstellung zu den dramatischen Stellen umso inniger und zarter erschienen. Ein wenig gelang hier auch der Brückenschlag zu den beiden Violinsonaten des ersten Konzertteils: Ludwig van Beethovens G-Dur-Sonate op. 30 Nr. 3 und Franz Schuberts Sonate in A-Dur D 574. Scherzohaft-virtuose Momente waren vor allem in Schuberts Werk bestimmend. So wurde nicht nur im Scherzosatz selbst das Trio mit seiner Legato-Kantilene gegen die sie umgebenden Staccato-Teile schön abgegrenzt, sondern auch das empfunden musizierte "Andantino" zu den scherzohaften Zügen des Finales.Ebenso gut ausgearbeitet war die Entwicklung im Eingangssatz vom verträumten Violingesang zum rhythmisch bestimmten Bewegungsimpuls und die damit einhergehende klangliche Öffnung.Esprit und Spielwitz hatten zuvor die Ecksätze von Beethovens Sonate bestimmt. Gleich zu Beginn wurde deutlich, dass beide Musiker ihr Spiel schön aufeinander abgestimmt hatten.Vor dem humorvoll und furios wiedergegebenen Schluss-Allegro war es dem Duo gelungen, den Satzcharakter zwischen langsamem Satz und Menuett schön in der Schwebe zu belassen."
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 03.12.2010
Meisterklasse Lev Natochenny "Romantische Wanderung" – Alte Oper Frankfurt “Trug hier ein Briefroman zur Inspiration bei, so war es bei "Sposalizio" ein Gemälde Raffaels. Sven Bauer setzte der meditativen Ruhe dieses Stücks die tiefschwarzen Abgründe der "Funérailles" mit ihren eruptiven Aufbrüchen pausenlos und ebenso eindrucksvoll entgegen.“
Frankfurter Neue Presse, 01.12.2010
Meisterklasse Lev Natochenny "Romantische Wanderung" – Alte Oper Frankfurt "Sven Bauer empfahl sich da schon eher als "Tastenlöwe" – mit Liszts "Funerailles" hatte er die rechte pianistische Nahrung.“
Murrhardter Zeitung, 04.09.2010
Internationale Klavierakademie Murrhardt 2010
“Für Furore sorgte auch Sven Bauer aus Schwäbisch Hall. Er studiert in Frankfurt bei Lev Natochenny und nimmt seit mehreren Jahren an der Klavierakademie teil. Mit souveräner Ausstrahlung und brillantem Spiel fesselte er die Zuhörer. Gleich einem Erzähler am Klavier bot er Franz Liszts Ungarische Rhapsodie Nr. 12 in cis-Moll als spannende Geschichte dar. Dabei verdichteten sich die kunstvoll ausgearbeiteten dramatischen Staccati und feurigen Tanzrhythmen traditioneller Zigeunerweisen zur Illusion eines ausgelassenen Festes. In einigen Passagen und Zierfiguren bewegte der Pianist seine Finger in atemberaubend schnellem Tempo über die Tasten. Die Zuhörer waren begeistert von der Darbietung Bauers, jubelten und applaudierten ausgiebig.“
Südwestpresse | Rundschau Gaildorf, 04.09.2010
Internationale Klavierakademie Murrhardt 2010
“War es der nachhaltige Eindruck des letzten Stücks, das am Ende dem einundzwanzig Jahre alten Sven Bauer aus Schwäbisch Hall die Gunst des Besten aus Publikumssicht einbrachte? Bestimmt nicht. Bei der ungarischen Rhapsodie Nr. 12 in cis-Moll von Franz Liszt verschmolzen Musiker und Musik, der Pianist spielte nicht auf dem Flügel, sondern mit ihm – ausdrucksstark, lebendig, meisterhaft.“